Konstruktion und Form

Lehrveranstaltung Sommersemester 2022

         



"Ich bau dir ein Haus aus Schweinskopfsülze" - materialgerechtes Entwerfen und Konstruieren

       

       

Dank der heutigen Werkstoffvielfalt, moderner Planungstools und neuartiger Verarbeitungstechniken erscheinen gegenwärtig die entwurflichen Möglichkeiten für Bauschaffende (scheinbar) nahezu unbegrenzt. Mit dieser auf den ersten Blick epochalen, dem Reichtum und dem technischen Können moderner Industriegesellschaften geschuldeten Errungenschaft scheint der bislang bewährte Begriff der Materialgerechtigkeit seine Gültigkeit als entwurfliche Leitlinie und Qualitätsmaßstab verloren zu haben. Er geht davon aus, dass bestimmte Werkstoffe unauflösbar mit bestimmten entwurflichen und konstruktiven Lösungsprinzipien verknüpft sind und dass Werkstoffe mit klar eingegrenzten funktionalen Leistungsbildern assoziiert werden können.

Diese Vorstellung hat die Satirikerband „Die Doofen“ in den 1990er-Jahren mit dem Titel „Ich bau Dir ein Haus aus Schweinskopfsülze“ komödiantisch auf den Kopf gestellt; auch die Künstlerin Meret Oppenheim mit der berühmten Pelztasse („Frühstück im Pelz“). Beide erkennen durch die Persiflage jedoch implizit die Existenz dieser Maxime an.

Es gilt als allgemein anerkannt, dass eine fundierte Kenntnis der physischen Eigenschaften von Baumaterialien wesentliche Grundlage für ein qualifiziertes Entwerfen und Konstruieren ist. Gleichwohl erfordert die Wahl des Materials eine weitaus vielschichtigere Betrachtung, welche das Feld zwischen physikalischen und mechanischen Eigenschaften auf der einen Seite und assoziativer Wahrnehmung auf der anderen einbezieht.

Im Rahmen unseres Forschungsseminars soll der Begriff der Materialgerechtigkeit werkstoffübergreifend differenziert untersucht werden. Welche Rolle spielt die Maxime, dass Werkstoffe die Gestalt und das strukturelle Konzept eines Gesamtbauwerks maßgebend nach ihren charakteristiken Eigenschaften beeinflussen?  Was bedeutet die Auslegung des „Werkstoffdesigns“? Wie ist in dieser Ambivalenz der Terminus der Nachhaltigkeit zu verstehen? Und wie können daraus Strategien für ein zukunftsgerechtes Bauen entstehen?

Dieser Thematik möchten wir uns mithilfe verschiedener Vorträge, Diskussionen und einer kleinen Entwurfsübung nähern. Das Seminar wird in fakultäts-übergreifender Form für Architektur-, Bauingenieur- und Technik-pädagogikstudent*innen angeboten und von Architekten- und Bauingenieurseite betreut. Den Endpunkt des Seminars wird das gegenseitige Präsentieren und Vergleichen der in Gruppen bearbeiteten Entwurfsergebnisse bilden. Hierbei sollen Lösungen für eine elementare Bauaufgabe in verschiedenen Werkstoffen entsprechend den jeweiligen Materialeigenschaften untersucht werden.

       

Studiengang

B.Sc. / M.Sc. Architektur und Stadtplanung

B.Sc. / M.Sc. Bauingenieurwesen

Veranstaltung

Seminar

Modulnummer

M.Sc.: 47910

Prüfungsnummer

M.Sc.: 47911

Modulbezeichnung

M.Sc.: Konstruktion und Form

Leistungspunkte

6 LP / ECTS

Prüfer

Prof. José Luis Moro

Lehrpersonen

Prof. Dipl.-Ing. José Luis Moro

M.Sc. Franz Arlart

M.Sc. Zosine Seybold

AA RIBA Dipl. Architekt Günther Schnell

M.Sc. Lisa-Marie Gölz

Max. Teilnehmer

12 (inkl. Studierende des Bauingenieurwesens)

Termine

Donnerstags, 09:45 – 12:00 Uhr 

1. Termin

Donnerstag, 14.04.2022, 09:45 Uhr

       

     

 

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