Vergleich eines Beton- und Stahlfundaments hinsichtlich deren Ökobilanz

Am Beispiel des Entwurfs "The Waiting Game" von Nina Fischer, Philippa Volz und Meike Müller

       

bauen ohne raison...

Dem von der Fakultät im vorangegenagenen Semester vorgegebenen Motto „bauen ohne beton“ folgend, hat eine unserer Studierendengruppen eine Fundierung aus Stahl für Ihr Projekt entwickelt. 

Wir haben diesen Vorschlag am Institut für Entwerfen und Konstruieren zum Anlass genommen, den ökologischen Fußabdruck dieser Lösung im direkten Vergleich mit demjenigen der herkömmlichen Lösung, nämlich des Betonfundaments, rechnerisch zu ermitteln. Wir haben dafür die Daten einer öffentlich zugänglichen, vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtenwicklung und Bauwesen veröffentlichten Datenbank (www.ökobat.dat) verwendet. 

Errechnet wurde der PENRT-Wert (Primary Energy Non-Renewable Total), d. h. die in der jeweiligen Konstruktion enthaltene graue Energie, sowie der GWP-Wert (Global Warming Potential). Insbesondere der GWP-Wert ist maßgeblich für die Umweltwirkung des jeweiligen Werkstoffs, d. h. seine vermeintliche Eigenschaft als „Klimakiller“. 

Bei diesem Beispiel wurde versucht, ein sogenanntes „funktionales Äquivalent“ zu untersuchen: d. h. wir haben nicht einen direkten Vergleich auf Grundlage des Volumens (1 m3 Beton im Vergleich zu 1m3 Stah) hergestellt, der unter bestimmten Voraussetzungen in die Irre führen kann, sondern wir haben zwei Bauteile mit vergleichbarer Funktionalität (gleiche Lasten in den Baugrund einzuführen) miteinander verglichen. Beide Fundamentvarianten sind statisch bemessen worden. Dies entspräche einer realen Planungssitation, bei der eine Entscheidung hinsichtlich der Werkstoffwahl bei einem bestimmten Bauteil zu treffen wäre. 

Die Ökobilanzwerte wurden zugunsten des Stahls festgelegt, da rezyklierter Stahl angenommen wurde, der in etwa die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks neu verhütteten Stahls aufweist. Die Daten decken die Herstellungsphase (A1 bis A3 gemäß DIN EN 15804) ab, d. h. es werden die graue Energie und die Umweltwirkung während der Rohstoffgewinnung, des Transports bis zur Herstellunng erfasst. Unberücksichtigt bleiben Faktoren wie die Lebensdauer und die Rezyklierfähigkeit. Es ist zu erwarten, dass auf diesem Gebiet das Betonfundament wesentlich besser abschneidet als das Stahlfundament, da letzteres im feuchten Bodenmilieu stark korrosionsgefährdet ist und folglich entweder feuerverzinkt oder mit einem Bitumenanstrich versehen werden müsste (oder sogar beides). Die angegeben Zahlen begünstigen den Stahl insofern zusätzlich, da sie diese Nachteile, die erst in späteren Lebensphasen wirksam werden, nicht wiedergeben. 

 

     

 

     

 

Fazit

Die Betrachtung an diesem konkreten Beispiel macht deutlich, dass ein Stahlfundament (trotz augenscheinlich geringerem Materialverbrauch) eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz in der Herstellung als ein vergleichbares Betonfundament aufweist! 

Hinzu kommt, dass ein Korrossionschutz unabdingbar ist, dieser aber die Recyclingfähigkeit des Stahls erheblich einschränkt, die Lebensdauer des Stahlfundaments trotzdem vermutlich deutlich kürzer, als die des Betonfundaments ausfällt, und infolgedessen seine Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus hinweg, für die Stahlvariante sogar noch ungünstiger als hier dargestellt, ausfällt. Das Betonfundament erscheint auf den ersten Blick deutlich massiver, jedoch ist mit weniger CO2-Ausstoß zu rechnen. 

Zudem ist das Trennen von Bewehrungsstahl und Beton, sowie der Einsatz von Recycling-Beton im Fundamentbau durchaus bereits gängige Praxis, was die CO2 -Bilanz nochmals deutlich verbessern würde. 

Beton grundsätzlich als Baumaterial abzulehnen, entbehrt daher, wie zumindest an diesem Beispiel ersichtlich, jeglicher sachlicher Grundlage. 

     

 

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